Das Anbaugebiet

San Gimignano

Die Kellerei Teruzzi liegt unterhalb von San Gimignano und hat eine starke Bindung zu der Geschichte, der Kultur, den Spitzenprodukten und der Umgebung.

Der Legende nach wurde San Gimignano 63 vor Christus gegründet, als Muzio und Silvio, zwei Brüder aus einer Patrizierfamilie und Komplizen von Catalina aus Rom flohen und im Valdelsa Unterschlupf fanden. Hier bauten sie zwei Burgen: die Burg von Mucchio und die Burg von Silvia, das spätere San Gimignano.

Im 10. Jh. entsteht am Ende des Hochmittelalters die Stadt, die heute den ältesten Kern der historischen Altstadt darstellt. Aus dieser Zeit stammt auch der erste belegte Nachweis für den Namen: am 30. August 929 schenkte Ugo di Provenza dem Bischof von Volterra den Berg namens “Torre prope Sancto Geminiano adiacente”.

Möglicherweise stammt dieser Name vom Bischof von Modena, von dem man sagt, er habe die Stadt vor den barbarischen Horden des Totila bewahrt, weil ihm der Heilige erschienen war.

In den ersten drei Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends entwickelt sich San Gimignano: politisch gehörte es zum Lehen des Bischofs von Volterra, der in einer bei Poggio della Torre gelegenen Burg residierte. Das Dorf aufgrund seiner strategisch günstigen Position an der antiken Via Francigena. Auf diesem von den Langobarden gebauten Hauptverkehrsweg zogen Händler und Pilger vom Norden nach Rom. Die Stadt, die durch den ersten Stadtmauerring begrenzt ist und an der Via Francigena genau am Abzweig zum Hafen von Pisa liegt, wird zu einer der wichtigsten Städte für alle Reisenden.

 

Dank dieses Wachstums kann sich die Stadt im Jahre 1199 zu einer freien Kommune erklären. Mit dem Rechtssystem der Kommune gedeiht auch San Gimignano prächtig und erfährt in diesem Zeitalter die höchste Blüte. Die landwirtschaftlichen Tätigkeiten und insbesondere die Erzeugung von Safran, „Greco“-Wein und Vernaccia, der Handel mit Wolle und der Geldverleih ziehen immer mehr Menschen an, so dass die Gemeinde in der ersten Hälfte des 13. Jh. bereits etwa 13.000 Bewohner zählt und der Altstadtkern auf die heutige Größe anwächst, die von dem zweiten Stadtmauerring umschlossen ist. In diesen drei Jahrhunderten der Blütezeit entstehen die Türme in der Stadt. Damals wie heute sind die Wahrzeichen von San Gimignano. Im 13. Jh. soll es 72 Türme gegeben haben, mindestens einen für jede wohlhabende Familie von San Gimignano. Sie symbolisierten ihren Reichtum und ihre Macht in der Kommune, durften aber sie niemals höher sein als die Torre Grossa (auch Torre del Podestà genannt). Heute stehen in dem sogenannten „Manhattan des Mittelalters“ nur noch 13 Türme; einige wurden „gekappt“ und sind in Gebäuden integriert.

Das wirtschaftliche, architektonische und kulturelle Wachstum von San Gimignano kommt Mitte des 14. Jh. zum Stillstand: die Pest im Jahr 1348 hat zwei Drittel der Bevölkerung ausgerottet und die Unterwerfung unter die Stadt Florenz ist der Beginn eines langen Niedergangs.

Der Verlust von Einwohnern, Reichtum und politischer Selbständigkeit ist Grund für den Zusammenbruch verschiedener Türme oder deren „Kappung“, für den Verfall der Paläste, das fast vollständige Fehlen von Maßnahmen an der Architektur und an den Gebäuden von San Gimignano. Paradoxerweise hat diese Situation dazu geführt, dass das historische Zentrum erhalten blieb, das im 19. Jh. einer sogenannten “gotischen Restaurierung” unterzogen wird, die von den stilistischen Einflüssen vorhergehenden Epochen fast unbehelligt bleibt: Wiederherstellung und Restaurierung vieler Türme und Paläste und die Wiederentdeckung des Mittelalters sind unter anderem Zeichen für Wiedergeburt und Wachstum, das nach ca. 30 Jahren mit der exponentiellen Entwicklung des Kulturtourismus Millionen Touristen, die modernen Pilger, in die Stadt mit den Geschlechtertürmen bringt.

Ein Städtchen von seltener Schönheit, und das nicht nur wegen der Türme! Die einstige Kathedrale Collegiata ist ein Beispiel für architektonische Erhabenheit und eines der besten Beispiele für den toskanisch-romanischen Stil.

Die Wände der dreischiffigen Kirche sind komplett mit Fresken geschmückt: der Hl. Sebastian von Benozzo Gozzoli, die Geschichten aus dem Leben der Santa Fina von Domenico Ghirlandaio in der gleichnamigen Kapelle, das Alte und das Neue Testament von Bartolo di Fredi und der „Bottega dei Memmi“ und das Jüngste Gericht von Taddeo di Bartolo sind die berühmtesten Werke. Erwähnenswert sind auch die Skulpturen von Giuliano und Benedetto da Maiano sowie die Verkündung aus Holz von Jacopo della Quercia.

Die Kirche Sant‘Agostino verfügt ebenfalls über besonders wertvolle Fresken, insbesondere die Kapelle des Santo Bartolo von Benedetto da Maiano, die Geschichten aus dem Leben des Hl. Augustinus von Benozzo Gozzoli.

Die Porta San Giovanni ist das wichtigste und majestätischste Tor in der Stadtmauer von San Gimignano, der historische Zugang zur Stadt für alle, die über die Via Francigena von Siena kamen. Sitz des Museo Civico und der Pinakothek ist heute der Palazzo Comunale, in dem Kunstwerke von Pinturicchio, Benozzo Gozzoli, Filippino Lippi, Domenico di Michelino und Pier Francesco Fiorentino zu bewundern sind. Von hier aus gelangt man auch in den Torre del Podestà, mit 54 m damals wie heute der höchste Turm von San Gimignano.

Ein einmaliger Ort, in dessen historischer Altstadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, heute noch Architektur und Städtebau des Mittelalters fast perfekt erhalten sind.

Doch San Gimignano zeichnet sich nicht nur durch Kunst und Geschichte aus; die etwa 8.000 Einwohner sind – wie die Bevölkerung im Valdelsa – im verarbeitenden Gewerbe, im Agrotourismus und insbesondere in der Herstellung des Vernaccia D.O.C.G. tätig.

Der Weinbau und seine lange Tradition haben San Gimignano berühmt gemacht. Das Städtchen liegt im Herzen der Toskana, in der Nähe von Siena und ist Geburtsort des Vernaccia di San Gimignano. Dieser berühmte Weißwein wird nur auf den Hügeln rund um die Stadt angebaut und hat eine geschützte Herkunftsbezeichnung erhalten (Vernaccia di San Gimignano D.O.C.G. und San Gimignano D.O.C.). Dokumente belegen, dass die Rebsorte in diesem Anbaugebiet bereits auf das 13. Jh. zurückgeht und möglicherweise von Vieri de‘ Bardi eingeführt wurde. Der Handel mit dem Wein blühte bereits wenige Jahrzehnte später, wie die Steuerdokumente „Ordinamenti della Gabella“ der Gemeinde aus dem Jahr 1276 zeigen. Der aus San Gimignano stammende Dichter Folgòre spricht bereits Anfang des 14. Jh. von dem Wein: „Coppe, nappi, bacini d’oro e d’argento / Vin greco di riviera e di vernacia”. Dieser Weißwein mit seiner charakteristischen zart strohgelben Farbe, die mit zunehmender Reife zu goldenen Reflexen tendiert, seinem feinen Bouquet und der typischen Mandelnote im Abgang wurde sowohl im Weinberg als auch im Keller ständig weiterentwickelt und hat so als erster toskanischer Weißwein im Jahr 1993 die Klassifizierung einer geschützten und garantierten Herkunftsbezeichnung „Denominazione di origine controllata“ (DOC) erhalten.

Museo della Vernaccia

Auf der Rocca di Montestaffoli, einem Aussichtspunkt in San Gimignano, war früher der Sitz des Museo del Vino Vernaccia di San Gimignano. Seit 2016 befindet sich dort die „Vernaccia di San Gimignano Wine Experience“. Hier lässt sich der Wein von San Gimignano erfahren.

Das Zentrum gibt Auskunft über den Vernaccia di San Gimignano und lokale Produkte und bietet außerdem Verkostungen an. Dieses Projekt des Architekten Piero Guicciardini in Zusammenarbeit mit dem Consorzio del Vino Vernaccia di San Gimignano, dem Dachverband aller Produzenten des Vernaccia di San Gimignano DOCG, der seit 1966 diese Klassifizierung besitzt, ist der Ausgangspunkt für Schutz, Informationen, Würdigung und Promotion des Vernaccia di San Gimignano weltweit.

Hier lässt sich der Wein direkt erfahren; denn es werden nicht nur Weinproben angeboten, sondern der Besucher lernt den Wein auch von seiner emotionalen Seite kennen. Ein originelles und in der Toskana einmaliges Experiment. Erstmals haben hier die Produzenten selbst die Leitung übernommen und bedienen sich moderner technologischer und multimedialer Mittel, um den Besuchern eine umfassende Erfahrung zu bieten.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen, damit ein möglichst repräsentatives Bild des Vernaccia di San Gimignano entsteht. Er ist einer der beliebtesten Weine mit einer jahrhundertealten Geschichte, Traditionen, antiken Verfahren aus Wein- und Ackerbau, Kunst und Anbaugebiet.

Es ist schon eine außergewöhnliche Erfahrung, ein Glas Vernaccia di San Gimignano vor dieser bezaubernden Kulisse der Toskana zu genießen!

Im Erdgeschoss von La Rocca steht die praktische und direkte Erfahrung im Vordergrund. Hier lässt sich der Wein im Rahmen einer Verkostung kennenlernen. An der Theke werden sechzehn verschiedene Weine angeboten: Vernaccia di San Gimignano Docg und Vernaccia di San Gimignano Docg Riserva. Jedoch wird den Besuchern daneben auch die gesamte Produktionsvielfalt des Anbaugebiets präsentiert: die Weine San Gimignano DOC als Rotwein, Rosé und Vinsanto, der Chianti DOCG und der Toscana IGT.

Die Verkostungen sind immer wieder anders, da die Weine nach dem Rotationsprinzip angeboten werden. Auf diese Weise werden die mehr als zweihundert Weine aller Erzeuger aus dem Anbaugebiet repräsentiert.

Sommeliers vermitteln den Besuchern, die bei den täglich angebotenen Verkostungen zum ersten Mal mit den Weinen aus dem Anbaugebiet in Berührung kommen, grundlegende Informationen, halten aber auch für erfahrene Weinkenner weitergehende Auskünfte bereit.

Wer noch mehr über den Vernaccia di San Gimignano erfahren will, dem seien die Seminare empfohlen, die gern auch auf Anfrage organisiert werden und bei denen die Besucher eine Menge über den Wein erfahren. Dazu werden einige lokale Produkte angeboten.

Komplettiert wird der Rundgang durch einen Exkurs zu den verschiedenen Produzenten. Denn der Besucher kann mit Hilfe von berührungssensitiven Monitoren alle Informationen zu den Betrieben des Konsortiums, ihren Weinen, Standorten und Kontaktdaten abfragen, erhält aber auch Informationen zu weiteren typischen Produkten der Gegend, wie Safran DOP, Olivenöl (olio extra vergine di oliva Toscano IGP), toskanischer Schinken DOP und Salami aus der Toskana IGP.

Der erste Stock informiert die Besucher über das Anbaugebiet von San Gimignano und bietet ein intensives Erlebnis für alle Sinne. Vier Räume befassen sich mit der jahrhundertealten Geschichte des Vernaccia di San Gimignano, seinen Dichtern, dem Anbaugebiet, der Landwirtschaft, der Weinlese und der Weinerzeugung. Dabei ist modernste Technik im Einsatz, wie Bilder, Licht, Ton, Filme, Hologramme und 360°-Leinwände.

Doch Wein ist nicht nur ein Getränk, Wein ist Kultur, Leidenschaft, Einsatz. Ein Glas Vernaccia di San Gimignano steht für mehrere Jahrhunderte Geschichte, Traditionen, Arbeit und Mühen. Eine Gemeinschaft von Menschen, die sich für ihre Heimat einsetzen, sie zeichnen, sie schützen und weitergeben, um die Vergangenheit zu bewahren, aber gleichzeitig in die Zukunft zu blicken. Ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess, der im Mittelalter begann und noch Jahrhunderte fortgesetzt wird.

Museum für Folter und Todesstrafe

Eine Ausstellung von starkem und eindeutig historischem Wert, in der sich weltweit einmalige Instrumente besichtigen lassen. Instrumente, die für sich sprechen und eine Botschaft vermitteln, die keiner weiteren Unterstreichung durch Darstellungen von Blut oder Horrorszenarien bedarf.

Die eindrucksvolle Gestaltung soll die Instrumente und das Grauen, das sie in den Besuchern erzeugen können, zu Verbündeten im Kampf gegen die Folter machen. Ein Zeugnis, das sich nicht auf die Geschichte beschränkt, sondern auch noch heute aktueller ist als je zu vor.

Hier wird die schlimmste Seite der menschlichen Natur gezeigt: das Peiniger-Potenzial, das in jedem Menschen steckt. Um ein Solidaritätsgefühl zu schaffen und die Meinungsfreiheit zu fördern, die Grundvoraussetzung für jedes demokratische System der heutigen Zeit.

Die Ausstellung umfasst eine einmalige Sammlung von 100 Folter- und Tötungsinstrumenten in Wort und Bild: außergewöhnlich seltene Stücke aus dem 16., 17. und 18. Jh. sowie philologische Rekonstruktionen aus dem 19. und 20. Jh., antike und nicht mehr zu findende Originale, die zeigen, dass die menschliche Phantasie und ihr Einfallsreichtum keine Grenzen kannte bei der Suche nach Systemen für die grässlichsten und grausamsten Folterungen.

Eine grauenvolle Reise zu den Werkzeugen von Todesstrafe, Folter und öffentlicher Bloßstellung. Eine ungewöhnliche Ausstellung über eine Geschichte des Grauens, das unser Gewissen verdrängt hat, das aber viele Jahrhunderte lang fester Bestandteil des menschlichen Zusammenlebens war: berühmte Hinrichtungen, die einen heute erschaudern lassen, die aber zeigen, welchen Erfindungsreichtum der Mensch an den Tag legte, wenn es um Techniken und Praktiken ging, mit denen Schmerzen erzeugt werden konnten; er stand dem Einfallsreichtum im Bereich des Denkens und der Kunst in nichts nach. Eine Gedächtnisübung zur Dokumentation der Abartigkeit, der Intoleranz und des Fanatismus, zu dem der Mensch fähig ist, wenn er in seinen klaren Wahnvorstellungen absichtlich anderen menschlichen Wesen Leid und Tod zufügen will.

Die Folter, die zwar von allen verurteilt, aber immer noch praktiziert wird, ist keine historische Tatsache, ein Relikt aus vergangener Zeit und/oder von bestimmten Orten, ein durch die soziale, politische und moralische Entwicklung überholtes Verfahren. Die Folter kennt keine Epochen, sie verlangt keine besondere Umgebung oder besondere Hilfsmittel und sie lässt sich nicht aus dem Willen zur weltlichen und auch religiösen Macht ableiten. Die menschliche Bosheit, das Vergnügen am Schmerz anderer, der Wunsch, den meisten unsere Denkweise aufzuzwingen, ohne dabei die Freiheit der anderen zu respektieren, ist nicht das Vermächtnis einer Epoche, sondern fester Bestandteil der Geschichte der Menschheit.